Hier an dieser Stelle zuerst noch einmal meine Gratulation an die Sieger des diesjährigen Vinum Rotweinpreises! Und genau zu diesem Anlass gab es am Donnerstag den 8. Oktober eine große Blinddegustation im Weingut Freiherr von Gleichenstein. Tage zuvor sammelte Johannes fleißig die besten 2005er Spätburgunder der einzelnen Betriebe ein. Und genau das war verbunden mit sehr viel Arbeit, da man gerne die Kollegen zu Fassproben verleitet und dann Ruck-Zuck ein halber Tag darauf geht 😉
Donnerstag Abend war es dann soweit. Er hatte an Alles gedacht… sogar meine SJ Flasche mit Schraubverschluss umgefüllt. Das Gewinde am Kopf hätte es sonst verraten.
Die Gläser wurden also zuerst mit einem einfachen Rotwein viniert, die Dropstops in die Hälse gesteckt, damit auch keine Kontamination mit der Alu-Folie den Geschmack beinflussen würde…
Echte Blindprobe.
Und schon ging es los. Komplett unvoreigenommen. Jeder musste sich zu jedem Wein Notizen machen, welche vom Hausherrn anschließend eingesammelt und fotokopiert wurde. Er hat also die beste Übersicht und das Gesamtbild. Mir bleiben jetzt nur noch meine Notizen und Stimmungen.
Grundsätzlich ist es extrem schwierig bei diesem hohen Niveau und dem jungen Alter der Weine, detaillierte und differenzierte Verkostungsnotizen anzufertigen. Einfach nur Punkte rausballern wollte ich auch nicht, da das nicht den stilistischen Charakter der einzelnen Weine widerspiegelt. Einmal durch den Flight nur zu riechen war kaum durchführbar, und so hangelte man sich von Wein zu Wein.
Hier nun die Liste der Weine:
2005 Corton Grand Cru Le Rognet et Corton – Domaine Henri & Gilles Buisson
2005 ÉCHÉZEAU – Domaine de la Romanée-Conti
2005 Ihringer Winklerberg *** – Weingut Dr. Heger
2005 Achkarrer Schlossberg *** – Weingut Dr. Heger
2005 Blauer Spätburgunder SJ – Weingut Karl H. Johner
2005 Oberrotweiler Kirchberg *** – Weingut Salwey
2005 Oberrotweiler Eichberg R – Weingut Salwey
2005 Schelinger Kirchberg RS – Weingut Gregor und Thomas Schätzle
2005 Spätburgunder – Weingut Zalwander
2005 Spätburgunder Selection S – Franz Keller / Weingut Schwarzer Adler
2005 Parzelle Schönenberg- Weingut Reinhold & Cornelia Schneider
und…
2005 Oberrotweiler Eichberg RG – Weingut Freiherr von Gleichenstein
Wer hier nun von mir detaillierte Verkostungsnotizen der einzelnen Weine lesen möchte, muß ich hier aus ganz bestimmten Gründen enttäuschen.
Zuallererst stand jeweils nur eine Flasche zur Verfügung. Von den oben genannten 11 Spätburgunder unter Naturkork, roch einer nach Schweißfüße und einer nach Kierfernadeln. Im Gaumen fielen diese Weine zusammen und übrig blieb ein ganz dezenter Muffton nach TCA – Kork!
Eine weitere eher negative Duftkomponente, bei einem anderen Wein würde ich als leichtes Kötzeln interpretieren…
Der Grundtenor war allerdings Holz!!! Und das in allen Varianten. Ob als pure Vanille, ätherisch, speziell mir total unbekannt oder dunkel rauchig, getoastet… Je teurer der Wein, desto stärker die Holzaromen!
Die Früchte reichten, sofern diese erkennbar waren von Cranberry, Roten früchten, bis hin zu intensiver dunkler Kirsch-Brombeer Aromatik. Keiner hatte Rote oder Schwarze Johannisbeeren.
Einzelne waren auch schön fleischig und etwas Reduktiv von der Hefe.
Im Gaumen dann doch überwiegend dunkle Frucht mal stärker mal weniger stark Holzgeprägt. Hier war vor allem die Art des Tannins interessant. Ob roh und brutal, austrocknend, feingliedrig, weich, dicht, dezent oder elegant. Und genau diese Komplexizität der einzelnen Stilistiken machen Alle Weine interessant!
Nachdem die Weine durchprobiert wurden und alle Ihre Bögen zum Fotokopieren aushändigten, gab es eine Liste mit der Auflösung der einzelnen Weine. Großes Erstaunen herrschte über den Échézeau von DRC.
Hier möchten wir uns nochmal ganz herzlich über die Großzügigkeit von Johannes Freiherr von Gleichenstein bedanken, der mit uns diesen Wein geteilt hatte!
Nachdem etwas später Konrad Salwey und mein Vater hinzukamen um Ihrerseits die Weine Blind zu verkosten, nahm ich ebenfalls noch einmal die Gelegenheit und probierte die Weine erneut, ohne genau nachzuschauen welcher Wein von Wem stammte.
1,5 Stunden nachdem die Gläser eingeschenkt wurden und diese sich nun etwas an der Luft entwickeln konnten, erst da trennte sich der Spreu vom Weizen…
Der Wein mit dem brutalem Tannin, konnte in der Nase zulegen, schmeckte im Gaumen dann eher nach Graphit und war extrem unelegant.
Bei vielen wurde die Frucht noch verhaltener. Die Holzdüfte verschwanden ebenfalls oder wandelten sich in Würzigkeit oder Rauchnoten um.
Die wahren großen Weine zeigten am Gaumen ein feingliedriges Tanninspiel in Kombination mit Fruchtsüsse und anhaltendem Aroma.
Hierbei … und jetzt kommen doch ein paar konkrete Zuordnungen…
zeigte der Echezeau seine Weltklasse. Hefiger Schmelz, Maissilage, feinstes-sandiges-rundes Tannin, O.K. immer noch etwas Holz, aber Fruchtsüsse zum abwinken und ein wunderbares Spiel…
… und dann Gleichenstein RG.. Dunkle rauchige Frucht. Schöne dichte, volle Struktur und ebenfalls süssliche Frucht.
Der Jury vom Vinum kann ich nur zustimmen und Ihn momentan ebenfalls als Deutschen Sieger küren.
Kleiner Nachtrag von mir zum Thema Naturkork….
Bei der Inspektion der einzelnen Korken fiel uns bei diesem Korken ein Unregelmäßigkeit auf. Am Anfang dachten wir, es wäre eine Quetschfalte, doch beim genauen hinsehen hatte der Korken einen hauchdünnen Einschnitt von oben bis unten. Ursache war wohl ein defektes Korkschloss, bei der z.B. ein hervorstehendes Metallteil diesen Einschnitt verursachte. Falls Sie ebenfalls so einen Einschnitt entdecken, bitte melden.
Generell würde ich mich riesig über Kommentare zu diesem Artikel freuen.
Falls Sie eines dieser Weine verkostet haben, können Sie gerne Ihre Notiz (bzw. einen Link auf Ihre Notiz) hier als Kommentar hinterlassen.
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