Es ist nun mal leider so, dass sich viele Kunden an Wein-Führer orientieren. Ich sehe es vor Allem auch bei privaten Weinblogger, die darin hochbewertete Weine nachkaufen um selbst darüber zu berichten. Deshalb macht es in Zukunft keinen Sinn diese zu ignorieren und im Ranking Raster herauszufallen. Ja genau Ranking. Neulich habe ich via Twitter einen Weinshop entdeckt, der nur Weine verkauft, die in Allen Weinführer gut abschneiden. Darin wird auch Wein-plus berücksichtigt.
Doch erst einmal zurückspulen… was war passiert…
Ende der 90er, als Wein-plus entstand, reiste Marcus Hofschuster durch die ganzen Deutschen Weinbauregionen, stellte sich vor und verkostete die Weine. Am Anfang hatte er auch unsere Weine überraschend gut bewertet, doch bemängelte er auch, dass der erhöhte Gehalt an Kohlensäure in unseren Weissweinen bei Ihm nicht gut ankommen würde. Zur Aufklärung möchte ich hier mitteilen, dass diese Kohlensäure extrem wichtig war, damit die Weine unter Naturkork langlebig waren. Ein Faktor, den man als Produzent berücksichtigen sollte, der aber für einen Verkoster, der das “Jetzt” überprüft jedoch vollkommen egal ist.
Der Gipfel schoß er dann Allerdings bei der Bewertung unseres 2001er Blauer Spätburgunder »SJ« ab.
Hier seine Verkostungsnotiz aus 2004…
Unter meinen Kunden gab es einen großen Aufruhr. Keiner konnte diese Bewertung verstehen. Marcus Hofschuster blieb bei seiner Aussage und seine Position als Chefweinverkoster stärkte Ihn in seiner vernichtenden Haltung.
Jetzt mag wohl der Leser sich fragen, warum wir uns nicht einfach diese Bewertung akzeptiert haben?
Statt dessen sandten wir einfach keine Weine mehr an Wein Plus zur Verkostung ein.
Ganz einfach. Im Januar 2004 gab es in Wellington Neuseeland eine hochkarätige Weinprobe mit internationalen Pinot Noirs.
Eine Übersicht der Verkostungsergebnisse finden sie bei Wine of the Week von Sue Courtney
Bei der Weinprobe wurde genau dieser 2001er Blauer Spätburgunder »SJ« verkostet und verursachte beim frischen einschenken in die Gläser großes Naserümpfen…
… Doch dann entwickelte er sich im Glas und zeigte die Facetten, die nur große Burgunder haben …
Am Ende stand Michel Bettane auf und gratulierte uns zu diesem großartigen Pinot Noir.
Etwas später wurden wir in der “la Revue du Vin de France” als eines der besten Weingüter der Welt (außerhalb Frankreichs) betitelt. Siehe diesen Auszug.
(Hmmm… muß ich für diese Fotokopie im Netz eine jetzt eine Lizenzgebühr entrichten?)
Daraufhin kamen viele neue Kunden aus Belgien (die Franzosen haben einfach einen zu hohen nationalen Stolz) zu uns und kauften diesen Wein.
Das letzte halbe Jahr hat uns Winzer jedoch gezeigt, dass man sich höflich aufbegehren und medialen Druck auf Verkoster ausüben kann. Sogar solch ein kleiner Artikel wie dieser hier reicht aus, um etwas zu bewegen.
Nur möchte ich in diesem Falle mich wieder auf Weinplus zubewegen. Ich hatte zwar immer gehofft, dass sich Utz Graafmann einen zweiten Verkoster für Deutschland leisten kann, damit diese höchst subjektive Bewertungen eine zweite Meinung erhalten. Da dies nicht absehbar ist, muß ich in Zukunft schauen, dass die Weine das Geschmacksprofil von Marcus Hofschuster noch besser treffen. #Hofschusterisierung ähnlich #Parkerisierung
Da ich leider kein ABO bei Weinplus besitze, (Ich hoffe doch sehr, dass es keinen Zusammenhang zwischen Abonnent und Weinbewertungen gibt), kann ich nicht erkennen, welche Stilistik er bevorzugt ;-).
Damit spreche ich ganz bewusst Weinblogger an, die mich hierzu etwas aufklären könnten …
… oder vielleicht gibt es einen önologischen Berater, der vermittelt werden möchte ? …