Frost im Weinberg und unsere persönliche Erfahrungen

Zuallererst darf ich für unsere Weinberge in Bischoffingen Entwarnung geben. Wir sind von der Spätfrostproblematik der letzten zwei Nächte nicht betroffen.
Wogegen es in vielen Deutschen Weinbaugebieten 2011 zu enormen Ertragsausfällen kommen wird. Aus Rheinhessen berichtet Dirk Würtz über wahre Horrormeldungen und zeigt Bilder von betroffenen Rebanlagen. Mario Scheuermann hat per Email die Winzer zu einer Bestandsaufnahme des Schadens befragt und wird dann im Drinktank nachzulesen sein. und

Da Spätfröste ein elementares Risiko-Bestandteil in Deutschland und vor allem in Neuseeland darstellen, möchte ich hier ein wenig tiefer einsteigen.

In den gefährdeten Lagen also eher Sanklagen lassen wir deshalb sogenannte Frostbögen stehen…

Wenn nun bei einem Frost Triebe beschädigt werden kann man diese Ersatzrute ebenfalls am Draht dazubiegen und den Ertragsausfall etwas mindern. Wie man auf dem Bild sieht, wachsen die neuen Triebe ganz oben am besten, und die am eigentlichen Bogen dümpeln dann dahin. Vergleichsanlagen ohne Frostbögen sind dann mit der Entwicklung am gebogenem Bogen weiter.

 

 

Ganz ungeschoren sind wir dieses Jahr jedoch nicht davongekommen. In einer Sanklage hatte es uns schon vor 2 Wochen erwischt. Hier wurde dann mittlerweile die Frostbogen ebenfalls hinzugebogen. Auf dem Bild erkennt man sehr schön wie die Ersatzaugen nun neue Triebe hervorbringen, die allerdings in der Reife hinterherhinken. Da bleibt nichts anderes Übrig als eine gestaffelte Lese durchzuführen, und zu hoffen, dass die Nachzügler ebenfalls reif werden.

In Neuseeland geht bei uns gar nichts ohne Spätfrostbekämpfung. Deshalb setzen wir dort Mindmaschinen ein, die warme Luft aus den höheren Schichten nach unten drückt und den Weinberg dadurch schützt. Zusätzlich stehen unter der Windmaschine Öfen bereit, die dann angezündet werden müssen, falls es in den oberen Luftschichten keine Warmluft gibt. In Marlborough sind zur Frostbekämpfung überwiegend Hubschrauber im Einsatz. Dazu empfehle ich diesen kleinen Film von tvnz.co.nz.

 

Im November 2006 hatte es uns in Neuseeland ebenfalls schwer erwischt…Auf dem Bild erkennt man sehr schön in welchem Bereich die Rebfläche beschützt werden konnte.

 

Bei uns waren die Weinberge weiter in der Entwicklung und es hatte vor allem die Triebspitzen erwischt. Danach begann ein extrem buschiges Wachstum der Reben, da nun am Blattansatz die “Geiztriebe” wuchsen.

 

Leider sind die meisten Trauben ebenfalls erfroren. Auf dem Bild links erkennt man die erfrorene Traube… rechts sieht man den Geschein von einem Geiztrieb. Manchmal, wenn der Jahrgang stimmt, werden solche Geiztriebtrauben noch reif und können zu einem Wein verarbeitet werden. An die Qualität einer normalen Traube kommt die aber nicht an.

Im geschütztem Randbereich traf es dann nur einige Beeren, so dass wir damals einen sehr kleinen Hauptertrag einfahren konnten. Im zentralen Bereich der Windmaschine war die Qualität sogar noch gut genug um einen 2007er Reserve Pinot Noir zu keltern.

 

Aus diesem immensem Frostschaden haben wir feststellen müssen, dass eine Windmaschine falsch plaziert war und deshalb umgesetzt werden mußte.

Seitdem überwachen zur Frostsaison unsere Weinberge sehr genau und unsere Mitarbeiter erleben jedes Jahr schlaflose Nächte um einen weiteren Schaden abzuwenden.