Schraubverschluss und die mangelnde Aufklärung bei den Winzern

Erst heute morgen hat ein Kunde mir am Telefon erklärt, der Schraubverschluss würde man nur für schnell zu trinkende Weine verwenden. “Große, Lagerfähige Rotweine benötigen einen Naturkork. Hintergrund ist, die meisten Deutschen Spitzenrotweinproduzenten benutzen für Ihre Spitzengewächse ja immer noch den Kork.”

Dementsprechend hat der Kunde nur bei uns einfache Weine bestellen wollen, und nach einem kurzen Versuch ihn über die Haltbarkeit und Lagerfähigkeit großer Rotweine unter einem perfektem Schraubverschluss zu überzeugen, nahm er komplett Abstand von seiner Bestellung. Tragisch aber wahr…

Grund genug einmal etwas über dieses Thema zu schreiben…

In den letzten 12 Monaten gab es einige Artikel zu diesem Thema auf Captain Kork und anderen Online Medien aus der Feder von Manfred Klimek, der sich über eine fast schon militante Bewegung deutscher Weinjournalisten gegen Kork ärgert.. Vielleicht auch, weil er einen Wein italienischen Wein betreut, der für Ihn nur unter Naturkork abgefüllt wurde oder werden konnte.

Viele Winzerkollegen wagen noch nicht den kompletten Schritt zum Schraubverschluss. “Erst einmal die einfachen Weine darunter abfüllen und vorsichtig die Kundenresonanz beobachten. Die großen Rotweine bleiben unter Kork, weil der Wein ja eine gewisse Sauerstoffaufnahme benötigt um zu reifen. Desweiteren erwarten das die Kunden von uns.”

Dementsprechend stehen auf den Preislisten Aussage wie: “Unsere Einstiegsweine füllen wir unter Schraubverschluss. Für die höherwertigen, lagerfähigen Weine nehmen wir teure hochwertige Korken.”

Dadurch wird der Schraubverschluss in die Gruppe der Kunststoffkorken gedrängt. Also Schraubverschluss nur für Weine die innerhalb den ersten Jahren nach Abfüllung getrunken werden müssen, da diese sonst vorzeitig altern und oxidieren.

Desweiteren bieten die Schraubverschlusshersteller mittlerweile “O2-Diffundierende” Dichtungen an, die eine Sauerstofftransferrate wie ein Naturkork haben.

Jetzt wird es also echt kompliziert… Da sparen sich die Kellereien 1 cent pro Kapsel und verwenden eine Dichtung ohne die Gas-abdichtende Zinnfolie.

Die Konsequenz daraus: Einfache Kellereiweine unter einfachen Schraubverschlüssen ergeben Weine von geringer Haltbarkeit und stärkt das negative Image des Schraubverschlusses.

Dass es anders geht sieht man ja an unseren Weinen. Ab und zu trudeln begeisterte Emails herein, wo Kunden in letzter Zeit unsere 2003er Weine (besonders Weissweine) getrunken haben und von der Frische und Frucht extrem erstaunt waren.

Solange die Kollegen nicht wenigsten im Versuch Ihre Spitzenweine under einem SpitzenSchraubverschluss abfüllen, werden die nie erfahren, wie Ihre Weine nun anders altern und welches Alterungspotential wirklich in Ihren Weinen steckt.

“Einen besseren Verschluss für meine Weine als den Naturkork habe ich noch nicht entdeckt” ist eine Aussage, die man ohne Selbstversuch und Beobachtung über einen langen Zeitraum nicht aus der Welt schaffen wird.

Auf meinem Facebook-Profil habe gleich ein paar tröstende Worte erhalten. Vielen Dank ihr lieben Kollegen 🙂